Die Wiener Grünen haben also ihre erste Plakatwelle präsentiert.  Darunter ein starkes Plakat, das dieses Mal als Viecherl den Hai verwendet und mit dem Slogan „Bye, bye, Miethai!“ affichiert wird. Am zweiten Plakat wird die eigene Spitzenkandidatin mit dem Slogan „Unbequem, aber wirkt.“ präsentiert.

Das dritte Plakat sorgte in sozialen Medien für Aufregung.  Schließlich hatte man den Neos tagelang Populismus vorgeworfen, weil diese „Gscheite Kinder statt gstopfte Politiker“ verwendeten. Nun kommen die Grünen also mit „Geld für Bildung statt für Bonzen“ daher.

GrüneBonzenDie Kritik am Neos-Plakat erscheint dadurch ein wenig heuchlerisch. Der Plagiats-Vorwurf der Neos geht trotzdem ins Leere und könnte – genauso widersinnig – auch umgekehrt erhoben werden, da die Grünen seit ewigen Zeiten „Gscheite Bildung wär nicht blöd“ kampagnisieren.

Das Wort „Bonzen“ ist altbacken, würde man wohl eher bei Freiheitlichen vermuten. Ich hätte es nicht genommen. Viele Branchenkollegen sehen das bei einem Rundruf ähnlich. Also eigentlich sind wir da alle einer Meinung.

Und am Rande dieser Gespräche tauchte immer wieder die Frage auf: „Naja, aber eigentlich sollte man die Korruption in Wien schon thematisieren, oder?“ – Mit der Antwort: „Naja, weiß eh jeder, wird den meisten wurscht sein.“

Ich finde, dass die Grünen das durchaus thematisieren sollten. Man kann ihnen verzeihen, dass man bei der ersten Regierungsbeteiligung in Wien ein wenig naiv agiert hat. Man hat sich auf herzeigbare Leuchtturmprojekte konzentriert (übrigens: Die sollte man viel mehr herzeigen, #Mahü und Co sind für die Zielgruppe echt geile Sachen), bei vielen Dingen, die man in der Oppositionszeit kritisiert hat, hat man nun eher weggeschaut. Ja, kann man ihnen vorwerfen. Nein, die SPÖ wird dadurch nicht anders.

Gibt es also so etwas wie Bonzen oder Dinge, die in Wien nicht so rund rennen? Klar. Und da rede ich mal gar nicht von der Inseratenpolitik der Stadt, die uns sauviel Geld kostet und wohl die erkennbarste Form der Steuergeldverschwendung ist.

Wen könnten die Grünen also mit Bonzen meinen?

Vielleicht meinen sie jene Abgeordneten, die über Nebeneinkommen in der Höhe von 3.000, 5.000 oder mehr als 10.000 EUR verfügen? Das sind in den Reihen der SPÖ durchaus einige. Und wenn man sieht, wer das bezahlt, dann kann man schon mal die Stirn runzeln. WGKK, Beamtenversicherung, Pensionsversicherung, Volkshochschule, Kammer, GPA. Man kennt sich. Aber sicher alles durchaus mit Arbeit verbunden.

Das alles und noch viel mehr.

Die Presse: Der Generaldirektor des KAV wohnte zum Sozialtarif (96 Euro) in einem Schwesternheim. Auch der technische Direktor des AKH.

Die Presse: Das Penthouse des GEWOG-Chefs war billiger als die geförderte Wohnung seines Nachbarn. Er hat das Penthouse auch von sich selbst gekauft.

DER STANDARD: Über den Compress Verlag, den Zilk-Vertrauter Harant gegründet hat, sind in den letzten 10 Jahren 40 Mio. Euro „versickert“. Einziger Auftraggeber: die Stadt Wien. Was ist mit dem Geld passiert? 

Stadthallenbad: Was ist hier los? Merkwürdige Verflechtungen. Das PROFIL berichtet. Kosten zwischen 18 und 25 Millionen Euro. Genau weiß man das aber nicht, wird wohl erst ein Prozess klären.

FORMAT: Gagen-Affäre bei SOZIALBAU, Vorstand casht ab.

Es gibt noch so viele Dinge. NZZ.at hat dem eine Serie gewidmet. DOSSIER berichtet seit Jahren über die Inseratenkorruption.

Gehts um Bonzen? Keine Ahnung. Es stinkt auf jeden Fall vieles gewaltig in der Stadt. Es geht also schlichtweg oft um nichts anderes als Korruption.

Die Grünen sind völlig unverdächtig und wohl die sauberste Partei Österreichs, wenn es um Korruption geht. Sie sollten nicht nur nicht korrupt sein, sie sollten in Wien genauer hinschauen und sich ihrer Wurzeln als Kontrollpartei besinnen. Muss man halt den eigenen Koalitionspartner kontrollieren und Korruption thematisieren, wo sie zu thematisieren ist.

Verzeihen wir den Grünen den einen „Bonzen“-Missgriff. Hoffentlich greifen sie beim nächsten Mal richtig zu und kümmern sich um die wirklich dreckigen „Baustellen“ dieser Stadt. Damit es die Bonzen und deren Komplizen auch wirklich erwischt.